NZC gegen den Ärztemangel 

Vor dem Hintergrund der prekären Hausarztsituation schlagen wir die Gründung eines Notversorgungs-Zentrum Chemnitz (NZC) vor. Diese von der Stadt betriebene medizinische Versorgungseinrichtung soll die gesundheitliche Versorgung der Bürger sicherstellen. In ihr sollen mindestens zwei junge Ärzte in Vollzeit beschäftigt sein, die durch ältere und erfahrene Kollegen, die ihre Praxen altersbedingt nicht mehr weiterbetreiben können oder möchten, in Teilzeit unterstützt werden. Die Stadt stellt die entsprechend ausgestatteten Räume und finanziert das erforderliche zusätzliche Personal.

Das NZC soll vor allem die ambulant medizinische Notversorgung von Bürgern sicherstellen, die gegenwärtig keinen Hausarzt finden. Hierzu gehört bspw. die medikamentöse Versorgung nach einem Krankenhausaufenthalt. Ein zweiter wesentlicher Aufgabenbereich ist die Vermittlung von Ärzten an die Bürger (ohne Hausarzt). Dazu soll das NZC regelmäßig über ein Online-System die ansässigen Ärzte abfragen, ob diese neue Patienten aufnehmen können. Dadurch wird vermieden, dass der Arztsuchende eine Vielzahl von Praxen abfragen muss, um einen neuen Arzt zu finden. Zudem soll die bürokratische Belastung für die Arztpraxen minimiert werden, da diese auf das NZC verweisen können.

Weiterhin kann das NZC Hilfsaufgaben bspw. für das Gesundheitsamt übernehmen. So könnte es im Rahmen von Untersuchungen oder Begutachtungen für Behörden und Gerichte tätig sein, um so langfristig einen Großteil der eigenen Finanzierung durch Gutachterhonorare oder die Abrechnung mit den Krankenkassen sicherzustellen.

Das NZC begreift sich nicht als Konkurrenz zu bestehenden Praxen oder zur Notfallversorgung in Krankenhäusern, sondern soll Ärzte und Einrichtungen der medizinischen Versorgung ergänzen und entlasten und so zur Versorgungssicherheit beitragen. Kann es etabliert werden, wäre dies ein Beispiel dafür, wie die Stadt mit eigenen Möglichkeiten unter Bündelung eigener Kräfte und bei verstärkter Zusammenarbeit den bedrohlichen Mangel an Fachkräften zwar nicht verhindern oder beheben, jedoch dessen Folgen abmildern kann.

Kreativ gegen den Fachkräftemangel

Chemnitz muss aus einer seiner großen Schwächen eine seiner großen Stärken machen: Wohnraum! Die Stadt hat davon mehr als genug, der Leerstand ist hoch, die Mieten sind oft entsprechend günstig. Anders sieht das bspw. in Leipzig aus, einer der Städte mit einem sehr hohen Bevölkerungswachstum. Wohnraum wird dort knapp und teuer. Durch eine bessere Bahnanbindung könnte Chemnitz an dieser Entwicklung teilhaben. Hier müssen Bund und Bahn mit Nachdruck gefordert werden. In vielen Gegenden unserer Republik ist kaum bekannt, welche wirkliche Lebensqualität – dank ausreichend günstigem Wohnraum – Chemnitz bietet. Innerhalb einer Stunde (bei besserer Infrastruktur sicher auch weniger) kann man von hier aus die Leipziger Seenplatte erreichen, zum Skifahren ins Erzgebirge fahren oder Kultur in Dresden genießen. Statt lebens- und liebenswert, bunt und vielfältig wird unsere Stadt in der Republik jedoch als langweilig, grau und neuerdings leider auch braun bewertet. Dagegen helfen keine Imagekampagnen, die nach kurzer Zeit wieder verpuffen.

Um Arbeitskräfte nach Chemnitz zu locken, kann die Stadt einiges bieten. Ähnlich dem NZC könnte ein Fachkräfte-Zentrum Chemnitz gegründet werden, das die Suche nach Fachkräften (auch im Ausland) zielgerichtet angeht und bei der Job- und Wohnungssuche hilft.